Wie stelle ich das Fahrwerk beim E-Bike ein?

Moderne E-Bikes - insbesondere E-Mountainbikes - verfügen über ein ausgetüfteltes Fahrwerk, das dem Einsatzbereich entsprechend konzipiert ist. Damit das Fahrwerk aber wirklich effizient arbeiten und sein Potential voll ausschöpfen kann, müssen vorab einige Einstellungen an der Gabel und am Dämpfer (falls vorhanden) vorgenommen werden. Mit Hilfe der nachfolgenden Arbeitsschritte kann jeder Fahrer das Fahrwerk seines E-Bikes perfekt an seine Anforderungen anpassen.

Grundlegendes zur Federgabel und zum Dämpfer

Nur ein Laufrad, das Bodenkontakt hat, kann Energie übertragen, Grip aufbauen und eine optimale Verzögerung ermöglichen. Die Hauptaufgabe des Fahrwerks besteht also darin, diesen Kontakt in allen Fahrsituationen sicherzustellen, egal ob bei holperigen Pisten oder in schnellen Kurven. Um diese Aufgabe ideal lösen zu können, verfügen moderne Federelemente über zwei wesentliche Funktionen: Die Federungsfunktion und die Dämpfungsfunktion. Die Federungsfunktion gewährleistet den Ausgleich aller Fahrbahnunebenheiten, realisiert je nach Typ durch eine Luftkammer oder eine Feder. Damit die Federung nicht unkontrolliert ausfedert und das E-Bike somit nahezu unfahrbar wäre, kommt die Dämpfung – auch als Zugstufe bezeichnet - zum Einsatz.

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Einstellung der Federung und des Negativfederwegs

Der erste Arbeitsschritt gilt der Anpassung der Federhärte an das Körpergewicht des Fahrers. Bei Systemen mit Federn ist bei Anpassungsbedarf ein Austausch der Federn leider unumgänglich – eine Arbeit, die nur von Profis erledigt werden kann. Viel einfacher gestaltet sich hingegen das Einstellen luftgestützter Federungssysteme. Benötigt wird in diesem Fall lediglich eine spezielle Dämpferpumpe. Die einzustellende Härte hängt im Wesentlichen vom Negativfederweg, auch SAG genannt, ab. Beim Negativfederweg handelt es sich um den Teil der Federung, den das Federelement alleine durch das Fahrergewicht einfedert. Der SAG gewährleistet somit ein geringes Losbrechmoment des Fahrwerks, da kleinere Unebenheiten im wahrsten Sinne des Wortes direkt eliminiert werden.

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SAG: Je nach Anforderung zwischen 20% und 30%

Die Federhärte des Federelements ist so einzustellen, dass der Negativfederweg abhängig vom Einsatzbereich und den Anforderungen zwischen 20% und 30% beträgt. Kontrolliert werden kann die Federhärte bzw. der SAG durch Aufsitzen und Positionierung des O-Rings am Standrohr bzw. Dämpfer. Ohne weitere Kraftausübung wieder absteigen und den eingetauchten Wert, das heißt die effektive Verschiebung des O-Rings, am Federelement ablesen. Wird mehr SAG benötigt, muss der Luftdruck reduziert werden. Sollte im Gegensatz hierzu weniger SAG gewünscht werden, muss der Luftdruck natürlich steigen.

 

Zugstufe einstellen: Einfedern, Ausfedern, Check

Als nächstes folgt die Einstellung der Zugstufe, also wie schnell oder langsam das Federelement nach dem Einfedern wieder ausfedert. Hierfür findet sich am Federelement ein mit „Rebound“ bezeichnetes Einstellrädchen. Die Beschriftung „+“ steht für mehr Zugstufe (federt langsamer aus), das „-“ für weniger Zugstufe (federt schneller aus). Der Komponentenhersteller RockShox verzichtet bei seinen Federelementen auf die „+“ und „-“ Kennzeichnung, sondern gibt hierfür symbolisch einen Hasen sowie eine Schildkröte an. Die Zugstufe ist – unabhängig vom Hersteller - so einzustellen, dass das Rad beim Ausfedern gerade eben nicht vom Boden abhebt. Zum Einstellen daher mit wenig Zugstufe beginnen. Keinesfalls darf die Zugstufe zu hoch eingestellt sein – in diesem Fall würde bei schnellen, aufeinanderfolgenden Bodenwellen der Federweg dezimiert. Die Ausfedergeschwindigkeit sollte zudem vorne wie hinten gleich sein.

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Druckstufendämpfung für ein Plus an Dämpfungsfunktion

Hochwertige Federelemente verfügen neben den bereits beschriebenen Funktionen zusätzlich auch über eine Druckstufendämpfung. Die Erhöhung dieser Dämpfung bewirkt ein langsameres Einfedern, wodurch drei Punkte nachhaltig beeinflusst werden können: Durchschlagen, Wippen und Wegsacken des Fahrwerks. Eine besonders sensible Anpassung erlaubt zudem die Unterteilung in High- und Low-Speed-Compression. Die Einstellung der Druckstufe ist allerdings nicht ganz unkompliziert, weshalb diese Arbeit unbedingt einem versierten Fachhändler überlassen werden sollte.

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